Geschlossener Kreis

Am letzten Reisetag schloss ich mich einer Tour an, welche die im Roman Illuminati erwähnten Orte zum Inhalt hat. Dieser Roman von Dan Brown war es auch, welcher mich auf die Idee brachte Rom mal zu besuchen.


Nachdem ich praktisch neben einem Amphitheater aufgewachsen war und römische Ruinen zum Dorfbild gehörten, war ja schon einige Vorbildung vorhanden. Beim lesen von Dan Brown’s spannendem Roman fiel mir auf, dass ich das Original, also Rom eigentlich gar nicht kenne und so habe ich die ewige Stadt auf meine “Urlaubsliste” gesetzt.

Die vier um Roman erwähnten Schauplätze hatte ich zwar zuvor auf meinen Erkundungstouren schon selber gefunden, wobei mir dies zumindest im Falle einer Kirche nicht bewusst war, aber die Statuen, welche den Weg der Illuminati weisen sollten selber zu finden, wäre doch recht schwierig gewesen. Zumal ja nicht immer klar ist wo Fiktion endet und die Wirklichkeit beginnt.

CAM20140601-09_58_31Der Start der Tour war zwar etwa 500 vom Hotel entfernt, aber ich konnte buchstäblich geradeaus zum Treffpunkt gelangen, welcher auch gleich das erste Highlight war. Mit viel Humor und in gut verständlichem Englisch hat unser Tourleiter die Romangeschichte wieder in Erinnerung gerufen und die Historische Realitäten erklärt. Der erste Engel zeigte zwar noch in die richtige Himmelsrichtung für den nächsten zu besuchenden Platz, aber wir man vor Ort unschwer feststellten konnte, wahr wohl eher die vis-a-vis stehende Statue Davis das Ziel des Fingerzeigs, als der ungefähr 2 Kilometer entfernte Petersplatz.

Wie unser Reiseleiter mit einigem Schmunzeln verkündet, hätte sich wohl Bernini, der Erschaffer der Skulpturen, welche Dan Brown im Roman beschrieben hat und welche es tatsächlich auch gibt und wirklich von ihm stammen, sicherlich selbst über die Geschichte gefreut. Denn die Figuren, allesamt Auftragsarbeiten für reiche Familien und allenfalls den Staat bzw. die Kirche erzählten zwar jeweils eine Geschichte, aber eben eigentlich unabhängig voneinander.

CAM20140601-10_44_54Wir wir schon am nächsten Beispiel mit eigenen Augen sehen konnten, wurden im Roman zwar real existierende Objekte systematisch ausgewählt, so zu Beispiel die “Plakette”, welche den Westwind markiert und denn Weg vom Petersplatz zum nächsten Treffpunkt weisst. Es gäbe noch 15 weitere ähnliche Plaketten für die anderen Himmelsrichtungen, d.h. der Weg hätte irgendwo weitergehen können.

CAM20140601-11_33_04Nichts desto trotz fand die Romanfigur Robert Langdon und somit auch wir auf der Tour die Santa Maria della Vittoria, in deren inneren Bernini´s Meisterwerk steht. In der Cornaro-Kapelle steht eine Skulptur, welche von des Meisters Hand geschaffen wurde und die Verzückung der Heiligen Theresa darstellt. Denn die meisten ihm zugeschriebenen Werke wurden wohl von ihm entworfen, beaufsichtigt und möglicherweise in Details auch von ihm ausgearbeitet, aber das Gros der Arbeiten wurde von seinen Schülern erledigt. Man muss sich das wohl wie jeden Handwerksbetrieb heute vorstellen, wo zwar der Meister die Rechnung ausstellt, aber seine Angestellten die Ausführenden sind.

CAM20140601-12_01_49Der Wegweiser, der vom Engel gehaltene Speer, zeigt übrigens genau um 180 Grad in die Falsche Richtung um das nächste von Bernini geschaffene Werk zu finden. Dieses kleine Details zum trotz stand als nächstes der Vierströmebrunnen auf unserem Programm. Eine ebenfalls sehr eindrückliche Skulptur, welche allerdings zum Zeitpunkt unseres Besuches wegen der vielen anderen Touristen nicht so recht genossen werden konnte. Auch hier ist der Hinweis auf das nächste Ettapenziel des Romans um ganze 90 Grad versetzt zur wahren Geographie.

Da man im Zick-Zack durch die Gassen läuft, wäre uns dies aber nicht aufgefallen, wenn uns unsere Reiseleiter nicht daraufhingewiesen hätte. Wir erreichten also über die Engelsbrücke die Engelsburg, wo dank Gruppen-Reise die Schlange umgangen werden konnten, ganz zum Ungemach der bereits länger anstehenden Touristen.

Naja, wer es nicht glaubt, in Rom steht man entweder früh auf (was für die Engelsburg durchaus ein Plan ist) oder man bucht sich in eine Gruppe ein oder kauft ein VIP Ticket (VIP bedeutet hier einfach nicht anstehen). Je nach “Lösung” kostet das zwar ein paar Euro mehr, man erspart sich jedoch die Wartezeit und kann diese besser nutzen.

CAM20140527-09_06_34In der Engelsburg kamen wir dann ohne grosse Umweg in den “geheimen Raum” der Illuminati, einer ehemaligen Bibliothek des Pontifikats und heute einem grösseren, bis auf einige Stühle komplett leeren Raum, mit einigen Malereien und Inschriften. Selbst wenn dieser Raum wirklich die “Kirche der Erleuchtung der Illuminati” gewesen wäre, spätestens mit der Eröffnung für die Touristenströme, welche hier täglich durchmarschieren, wäre sie wohl entweiht worden.

Die Tour hat auf interessante und amüsante Weise etwas die Hintergründe der Örtlichkeiten vor Augen geführt und unser Reiseleiter hat sehr geschickt Geschichte und Fiktion präsentiert. Dadurch war das ganze nicht so trocken, wie eine normale Tour wohl dahergekommen wäre. Ich kann also die auf Englisch durchgeführt Tour “Angels and Dämons” nur wärmstens weiterempfehlen.