Nachdem ich die “offiziellen” Punkten auf dem Lookut Mountain, also das kleine Areal des den Kämpfen im Bürgerkrieg gewidmet ist und dem Parkplatz von “Rock City”, einen kurzen Besuch gewidmet hatte, ging ich etwas auf Wanderschaft. “Rock City”, eine Parkanlage, welche durchaus einige schöne Aussichten abgegeben hätte, war mir dann doch etwas zu teuer. Mit USD 37 am Wochenende war das eher eine Touristenfalle. Da war ich mir sicher, dass ich genauso spektakuläre Aussichten auf meiner Wanderung finden werde.
Rund eine halbe Stunde ausserhalb der Stadt und vor allem auf einer engen Strasse dem Tennessee Fluss entlang, findet sich dann im Wald Verborgen der “Trailhead” des “Ritchie Hollow Trail”. Auf der halbwegs brauchbaren Karte, welche an der Infotafel angebracht war – es gab immerhin Höhenangaben und einen Massstab – konnte man abschätzten, dass ein Weg rund 5km, d.h. das Tagesziel rund 10km wandern versprach. Entsprechend habe ich die Vorräte in meinen Rucksack gepackt, bzw. überhaupt einen Rucksack angezogen. Denn auf den bisherigen, eher kurzen Wanderungen hat es ein Apfel und eine Flasche Wasser auch getan.
Die ersten beiden Bäche mit schönen, kleinen Wasserfällen waren bald erreicht. Im hellgrünen und von der Sonne gut ausgeleuchteten Wald war es ziemlich angenehm. Mit einer leichten Steigung ging es die ersten 1.5km noch sanft den Hang hoch, bzw. dem Berg entlang.
Dann waren doch noch einige Höhenmeter, rund 250, zurückzulegen, bis man an die Hauptattraktion, den Ritchie Fall erreichte. Kurz wieder einige Meter runter und dem Wasserfall entgegen und man hörte ausser dem Rauschen des Wassers nichts mehr.
Aber auch neben und hinter einem tropfe Wasser den Hang hinunter über die vermoosten Steine. Entsprechend war das auch ein schöner Ort für eine kurze Zwischenmalzeit – einige Trauben.
Frisch gestärkt ging es dann aber dem Wanderweg folgend weiter noch oben. Ich hatte ja Zeit und wollte sicher mal bis zum Rastplatz am Ende des Wanderwegs hoch. Dort kam ich dann auch kurz nach der Mittagszeit an und mache noch eine kleine Erkundungstour um den Tümpel (Davis Pond), bevor ich mich in Gesellschaft von anderen Campern und Ausflüglern ans Mittagessen machte.
Dabei viel mir auf, dass es kurz vor dem Mittagessen erstaunlicherweise schon 13:35 war. Jetzt wo ich mich gesetzt hatte, war es dann aber erst 12:50. Wie es sich herausstellte war ich heute also ein Zeitreisender. Denn ja nachdem wo ich gerade Handy Empfang hatte, sprang die Zeit um eine Stunde. Hatte ich mit einer Antenne auf meiner Flussseite Kontakt, hatte ich die korrekte lokale Uhrzeit für diesen Flecken Erde (Central Time). Fand mein Telefon ein stärkeres Signal auf der anderen Flussseite wurde ich auf die Eastern Time gesetzt, was auch der Zeitzone in meiner Unterkunft entsprach.
Ich war zwar von der Anfahrt her schon sensibilisierst darauf, dass ich in der Nähe der Zeitzonen Grenze war, da mir beim Reiseziel der Hinweis auf eine andere Zeitzone gegeben wurde. Jetzt wollte ich es natürlich genau wissen. Und natürlich gibt es auch dafür eine Webseite. Darauf habe ich dann sehen können, dass der Hügelzug zwischen mir und der Stadt Chattanoonga die Grenze dieser beiden Zeitzonen bildet. Somit war meine Halbstündige Heimfahrt auf der Uhr dann auch erst nach einer Stunde 35 beendet.
Da der Tag super schön war, wollte ich meine Wanderung noch etwas verlängern. Auf dem Aufstieg bin ich bei einem Wegweiser vorbeigekommen, welcher unter anderem mit “Natural Bridge” und “Put Point” beschriftet war. Ersteres tönte nach einem schönen Fotomotiv und zweiter war wohl der andere Wanderweg, welcher vom Parkplatz ausging. Dessen Karte hatte ich mir ebenfalls geschnappt, so dass es kein Problem sein würde auf diesem retour zum Auto zu finden. Ausserdem waren die Wanderweg halbwegs gepflegt und mit farbigen Markierungen versehen.
Allerdings gab es für beides keine Distanz Angaben, insbesondere die natürliche Brücke nicht. So zog sich der Fussmarsch dann doch etwas bis ich plötzlich für der Steinbrücke stand. Deren Oberfläche war der Wanderweg und darunter, eigentlich schlecht erreichbar, war noch ein OL Posten zu sehen. Ich habe aber dann darauf verzichtet da runterzusteigen, sondern bin zielstrebig weiter dem Wanderweg gefolgt. Auch wenn der Teil hier weit weniger begannen war wie der Hauptast “Ritchie”, war der Weg noch gut zu finden und erstaunlicherweise sogar als dünne grüne Linie auf der Google Karte zu sehen.
Ich hoffte dann ungefähr an der “Spitze” des Wanderwegs einen Anschluss an den “Put Point Trail” zu finden. Und in der Tat, ungefähr da wo ich diesen erwartet hätte, stand auch wieder mal ein Wegweiser (der Einzige seit der Verzweigung). Allerdings sah ich darauf nur, dass ich bis zur Brücke 2 Meilen – 3.2 km – retour oder 5 Meilen – 8 km – bis zu einem Aussichtspunkt konnte. Dort wollte ich allerdings nicht hin, sondern eigentlich runter auf den anderen Wanderweg. Von meiner Uhr her wusste ich dass ich aktuell so auf rund 530m Höhe war. Von der Karte des zweiten Trails wusste ich dass die oberen Passagen so um die 1100 Fuss – also ca. 360 – 400m – hoch lagen.
Ich ging also noch etwas auf meinem Wanderweg weiter und wo mir die Gelegenheit und das Gelände entsprechend gut erschienen verlies ich den Wanderweg und stach nach unten. So ca. 150 m unter mir musste ich ja dann den anderen Wanderweg kreuzen. Allerdings war das Gelände dann doch nicht überall so gut begehbar. Dickichte zwangen mich zu kleinen Umwegen und kleinere Fellsüberhänge, welche natürlich auf den hier üblichen Karten nicht so präzise eingezeichnet sind wie auf den von uns gewohnten Karten, verhinderten die gewünschte Route. Nach etlichen Dornen Kratzern und der Einsicht, dass ich wohl doch besser auf dem selben Weg retour gehe, stand also der Erneute Anstieg vor mir. Zum Glück hatte ich ja noch nicht die ganzen 150 m Abstieg geschafft, entsprechend war ich dann nach rund 30 Minuten in der Wildnis wieder auf dem Wanderweg. Zwischenzeitlich war ich aber schon rund 13-14 km unterwegs. Und die Distanzen bis zur Stein-Brücke, der Verzweigung und dem Auto liefen auf eine geschätztes Total von rund 22 – 23 km raus. Ich hatte also noch etwas vor an diesem Tag.
Da ich mit grundsätzlich guten Schuhen und genügend Verpflegung ausgerüstet war, war das sicher gut zu schaffen. Müde Beine wird es dann wohl trotzdem geben. Da die Wasservorräte, ich hatte ja mit 10km und nicht dem Doppelten gerechnet, doch etwas knapp wurden. Habe ich mich dann entschieden statt zu dursten, Wasser aus einem der klaren und wirklich sauberen Gebirgsbäche zu schöpfen. Das war wohl das beste Wasser, was man in den USA so bekommt. Jedenfalls hatte es im Gegensatz zu dem Inhalt der Flaschen aus dem Supermarkt absolute keinen Geschmack und hat den Durst wunderbar gelöscht.
Da ich den ganzen Weg schon beim hochgehen immer mal wieder die Kilometer Angaben angeschaut hatte, wusste ich zumindest immer etwa wie weit es noch sein würde. Mit einer Geschätzten Ankunftszeit von 18 Uhr, welche ich nur knapp verpasste und schlussendlich 22.64 km, lag ich sowohl zeitlich wie Distanzmässig gut bei meinen Schätzungen.
So wurde also aus meiner Wanderung von rund 10km schlussendlich ein Halbmarathon durch hügeliges Gelände. Mit etwas mehr wie total 870m Höhenunterschied war es jedenfalls alles andere wie flach. Was am Ende der Wanderung dann aber am meisten Schmerzen bereitet hat, waren nicht die müden Beine – die haben das gut überstanden – sondern, die Schultern. Auch wenn der Rucksack nicht super schwer war, hatte ich wohl eine ungünstige Haltung.