Battleship North Carolina

Zumindest technisch Interessierten, kann ich einen Besuch dieses alten Kriegsschiffes nur empfehlen.

Nachdem man ein recht moderat bereistes Ticket erstanden hat, darf man mit einer kleinen Übersichtskarte ausgerüstet schon auf das Schiff. Hier gibt es viel zu sehen und da man das Tempo selber wählen kann, kann man alles auch ausführlich anschauen. Mit vielen Infotafeln wird recht gut erklärt, was man hier gerade vor sich hat. Auf den meisten Tafeln finden sich auch Geschichten der ehemaligen Soldaten, welche im entsprechenden Abschnitte gearbeitet hatten.

Bis auf einige wenige Teile – z.Bsp. die beiden Katapulte für die Flugzeuge – ist alles noch da. Alte Fotos zeigen den jeweiligen Zustand und Einsatzzweck der Strukturen.

Ganz so eng wie auf dem U-Boot in Hamburg ist es hier zum Glück nicht. Allerdings verlaufen auch überall Leitungen für alles mögliche und Warenlifte quer durch den Schiffsrumpf. Zum Glück gibt es einige Übersichtstafeln, denn auf dem verwundenen Rundgang verlieft man schnell die Orientierung, ob man jetzt nach links, rechts, vorne oder hinten geht.

Schon an Land kann man erahnen, dass die Aufbauten, insbesondere die 3 grossen dreifach Geschützt gigantisch sind. Wenn man dann aber auf dem Deck davor steht sieht alles nochmals viel grösser aus. Gut, die Munition ist auch nicht klein und leicht. Wohl über 1.5 Tonnen schwere “Zylinder”, welche fast so gross sind wie ich (wohl so um die 1.60), konnten bis zu 30 Kilometer weit geschossen werden. In zwei der drei grossen Geschütztürme kann man sogar rein. Und nein, ich spreche nicht von reinschauen, sondern von reinsteigen. Im Gefechtsfall haben hier total 25 Soldaten gewirkt. Einige davon in den sehr engen und wohl auch sehr lauten Ladestationen (direkt neben den Verschlüssen). Das wird wohl nicht nur gefährlich sondern auch recht laut und unangenehm gewesen sein.

Schon das Notstromaggregat war imposant. Natürlich war auch beindruckend wie alle die Zu- und Ableitungen irgendwie auf dem engen Platz verteilt wurden. Da sassen einige Ingenieure lang an den Zeichentischen. (Die Hauptaggregate konnte man auf der Tour nicht besichtigen, die waren wohl nochmals eine Nummer grösser).

Auch ganz spannend war, dass man bei einigen Instrumenten Tafeln die Zuleitungen der “Signale” direkt sehen konnte.

Schon beim ersten Anblick der Küche und Kantine wurde einem bewusst, dass es hier wohl mal sehr eng gewesen sein musste. Die Räume waren nämlich nicht sonderlich gross. Natürlich hatte es jetzt für die paar Touristen Platz. Aber die relativ “normal” grossen Arbeitsbereiche waren wohl kein Luxus.

Bei einigen Arbeitsplätzen, wie Schumacher und Wäscherei waren gar die Betten teil der Arbeitsräume. Diese Soldaten haben wohl ziemlich selten Tageslicht gesehen.

Ziemlich beindruckend fand ich die Lösung die Daten für die Artillerie System auszuwerten und zu rechnen. Es gibt ja neben den drei grossen Geschützten (16 Inch) noch rund 10 Kleinere (immerhin auch 12 Inch). Für all diese Geschütze gilt es auszurechnen, wie geschossen werden soll (sogenannte “Lösung”). Das sind ein paar komplizierte Berechnungen, welche man heutzutage natürlich auf irgend einem Rechner erledigen kann. In den 1930er Jahren gab es die Digitaltechnik natürlich noch nicht und so behalf man sich mit Analog-Rechnern. Über ziemlich ausgeklügelte Zahnradsysteme wurden die Daten verarbeitet. Die Eingabe konnte man dabei mit mehreren Drehrädern vornehmen (z.Bsp. Distanz und Winkel). Über Anzeigescheiben wurde dann dargestellt, wie man das Geschütz einzustellen hat. Das ganze war zudem redundant ausgelegt, d.h. man konnte die “Rechner” für die grossen Geschütze umbauen für die kleineren und umgekehrt. Zudem gab es innerhalb der grossen Geschütztürme noch Backup-Systeme, also lokale Rechner, mit welchen man die “Lösung” ebenfalls berechnen konnte.

Ebenfalls mitberücksichtigen werden mussten neben den Windverhältnissen, wie bei Land basierten Artilleriesystem ja auch üblich, die Bewegungen des Schiffs. Wie mir ein ziemlich engagierter Guide auf dem Hauptdeck erklärt hatte, haben die Computer über Gyroskope die Schiffslage ermittelt und der Feuer-Frei-Befehl wurden dann vom Computer genau dann ausgeführt, wenn dass Schiff in der Horizontalen war.